Embrace Imperfection

Embrace Imperfection

Embrace Imperfection. Übersetzt: Umarme die Unvollkommenheit. Nachdem ich wusste, dass ich um diesen Spruch herum einen Beitrag schreiben will, tat ich mich zunächst schwer mit der Übersetzung. Denn während das englische Wort perfection im Deutschen mit Perfektion übersetzt werden kann, gibt es für imperfection keinen äquivalenten deutschen Begriff und wird mit Unvollkommenheit übersetzt. Unperfektion oder Nichtperfektion findet man im Duden nicht. Gibt es sie deshalb auch nicht, die Nichtperfektion?

Hand aufs Herz. Wie oft warst du schon in einer Situation, in der du dachtest „Das reicht (noch) nicht. Irgendetwas fehlt da noch. Ich bin so nicht zufrieden“. Vielleicht hat dir auch dein Chef schon einmal zu verstehen gegeben, dass deine geleistete Arbeit nicht gut genug (=nicht perfekt) ist.

Also gibt es die Nichtperfektion, auch wenn der Duden sie nicht nennt. Wir erleben sie immer wieder. Ob im Alltag, im Job oder im Hobby. Es ist nur die Frage, inwiefern wir danach streben, aus der Nichtperfektion, der Unvollkommenheit, Perfektion machen zu wollen.

Perfektion bedeutet Vollkommenheit, Makellosigkeit, Vollendung. Im Job ist es manchmal erfolgsfördernd, wenn du perfektionistisch veranlagt bist. Im Alltag zeigt uns die Werbung eine perfekte Welt, in der immer Friede, Freude, Eierkuchen herrscht. Es ist daher nicht verwunderlich, perfekt sein zu wollen. Es ist menschlich. Es ist genauso menschlich, wie der Umstand, dass wir es nun einmal nicht sind. Das eine bedingt das andere. Weil wir in unserem Sein und unseren Handlungen nicht perfekt sind, streben wir danach. Oftmals so sehr, dass wir einen Hang zum Perkfektionismus entwickeln.

Perfektionismus kann anstrengend sein. Nämlich dann, wenn er dein Denken und Handeln so beeinflusst, dass du gehemmt bist. Entweder arbeitest du so lange an etwas herum, dass es nie fertig wird, weil es immer noch perfekter werden könnte. Oder du denkst, dass du nur dann erfolgreich bist, wenn du deine Aufgabe zu 100% (oder noch mehr) erledigen kannst. Und bevor du das nicht sicherstellen kannst, tust du es gar nicht. Dann mäkelt niemand am Ergebnis rum und du bist für niemanden angreifbar. Zuletzt auch nicht für dich selbst.

Doch so wie wir ständig aus Fehlern lernen, sollten wir auch lernen, das Unvollkommene anzunehmen. Wenn wir die Unvollkommenheit einfach nur als Zustand akzeptieren, ohne sie negativ zu bewerten oder sie uns selbst zum Vorwurf zu machen (Warum habe ich es nicht perfekt hinbekommen?) dann kann auch die Nichtperfektion gut, richtig oder schön sein.

Nehmen wir diesen Beitrag. Ich habe ihn mehrfach geändert, gelesen, wieder geändert. Um dann erneut festzustellen, dass sich doch noch Tipp- oder andere Fehler eingeschlichen hatten. Der Beitrag ist jetzt veröffentlicht und er ist vielleicht noch immer nicht perfekt. Aber der Beitrag drückt aus, was ich sagen will und das reicht mir. Für mich ist er perfekt unperfekt.

Ich habe die Nichtperfektion umarmt.

Flieg ins Glück,

Daniela

 

 

4 comments

  1. Nadja says:

    Liebe Daniela,
    ein super Beitrag. Das Unperfekte hat auch seine Reize und man muss lernen sich und andere anzunehmen mit all seiner Unperfektion und Fehlern. Ich habe durch die Geburt und die erste Zeit mit meiner Tochter in diesem Punkt sehr viel gelernt – auch wenn sie natürlich perfekt (für uns) ist. Es tut gut los zu lassen und alles entspannter zu sehen. Man kann nicht in allen Dingen perfekt sein und man muss es auch nicht denn andere sind es auch nicht. Wie sagt man so schön: Niemand ist perfekt! Wie wahr!
    Alles Liebe für Dich!
    Nadja

    • Libellenglück says:

      Liebe Nadja,
      vielen Dank für deine zustimmenden Worte. Du hast es erkannt und verinnerlicht: Man muss nicht in allen Dingen perfekt sein, die anderen sind es auch nicht. Und hier finde ich liegt sogar noch etwas vergraben… Ist ist nicht oft auch der Druck von außen, der in uns den Wunsch des Perfekten auslöst? Weil andere die Dinge oder das Handeln so bewerten?

      Wichtig ist doch nur, was wir selbst, bei dem was wir tun, fühlen.

      Auch wenn ich (noch) keine Kinder habe, ich glaube spätestens dann muss man den Perfektionismus ablegen. Und dann lässt sich der Spruch „Embrace Imperfection“ doch viel leichter annehmen, wenn man in das perfekte kleine Gesichtchen seines Kindes blickt, oder ;-)?

      Liebste Grüße an dich und bis bald.

  2. Doro says:

    Perfektion ist etwas, das für mich bisher noch nicht erstrebenswert war.
    Klar, man möchte es möglichst gut machen, aber perfekt bin ich mal gar nicht. Also so gar-nicht-gar-nicht. Und das ist auch gut so.
    Machen unserer Fehler uns nicht menschlich und liebenswert?
    FInde ich jedenfalls. Und deswegen strebe ich auch mitnichten nach Perfektion. Schön 🙂

    • Libellenglück says:

      Liebe Doro,
      dann kannst du dich sehr glücklich schätzen, wenn du nicht nach Perfektion strebst. Ich und einige in meinem Umfeld kennen diesen Hang zum Perfektionismus so gut. Manchmal muss man sich davon eben etwas lösen (was ich ganz gut schaffe, wie beim Wohnungsputz zum Beispiel ;-)), aber es klappt nicht immer.
      Ich bin absolut deiner Meinung, dass es die Ecken und Kanten sind, die uns Menschen ausmachen und uns vor allem liebenswert machen. Wie langweilig wäre es bitte, wenn alles und jeder perfekt wäre?!
      Liebe Grüsse

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